Walter Graf der Autowäscher

Wer kennt Ihn nicht?

Vom Drogensüchtigen zum Geschäftsmann führt die Karriere des Walter Graf. Sein Markenzeichen: ein Helm mit Teufelshörnern, sein Job: mobiler Autowäscher im Frankfurter Rotlichtviertel.


Wer den 49-Jährigen anruft, bekommt sein Fahrzeug binnen kürzester Zeit an Ort und Stelle gereinigt.

Die Chefin vom Schreibwarenladen in der Münchener Straße ist eine der besten Kundinnen. „Sie gibt immer Trinkgeld“, freut sich Walter Graf. Einmal pro Monat putzt er direkt vor ihrem Geschäft den Kombi der Geschäftsfrau. Manchmal rufe auch ein großzügiger Bankangestellter aus den umliegenden Hochhäusern wegen eines Motorrades an, berichtet er. „Ich mache bei meinen Kunden natürlich keine Unterschiede.“

Das Bahnhofsviertel sei eine lukrative Gegend für Waschen, Polieren, Glas reinigen und Saugen, findet Walter Graf. „Wo schöne Frauen sind, gibt es auch dicke Autos. Und die müssen schließlich auch gewaschen werden“, sagt der kräftige und freundliche Walter, der mit Jogginghosen und Stirnband an der 80er-Jahre-Mode festhält.

Ein Gastronom einer Bar in der Elbestraße hatte ihn vor mehr als acht Jahren angesprochen, ob er nicht mal sein Auto reinigen könne. Danach kamen immer mehr Anfragen, seine Mobilfunknummer ging im Viertel herum. Die Wirtschafter der Bordelle, hier und da ein Zuhälter, am ehesten die Betreiber der bunten Schunkel-Lokale buchten seinen Rundum-Service fürs Auto. „Eine Reinigung per Hand ist eben immer noch etwas anders als die Waschstraße“, ist der Slogan des Dienstleisters.

Schnell avancierte Walter zum Publikumsliebling im Viertel. Auffällig genug ist er ja mit seinem Moped samt Anhänger, einem Helm mit aufgeklebten Hörnern und Teufelsköpfen aus Plastik, die im Dunklen blinken. „Alles selbst gebaut“, sagt er stolz. Im Anhänger transportiert er neben technischen Geräten, Reinigungsmitteln, Schwämmen und Schläuchen auch eine große Klappleiter, die ihm erlaubt, die Dächer von hohen Autos zu putzen.

In Frankfurt lebt der gebürtige Koblenzer seit seinem 18. Lebensjahr. Viele Jahre lang war Walter drogensüchtig. Schließlich schaffte er den Absprung, lernte eine Frau kennen, eine Nackttänzerin. Mit ihr zusammen wurde er schon mal im Duo zum Nackttanzen gebucht. „Aber das ist lange her“, sagt der Autowäscher, der heute wieder Single ist. In seiner Wohnung in der Nordweststadt ist er nur selten anzutreffen. „Ich bin ein Kind des Bahnhofsviertels geblieben.“

Walther Graf einer der letzten Legenden des Bahnhofsviertels!!



Stefan06

 

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