Aus dem Gericht: Die Dirne, ihr Beschützer und das Opfer

Dieses Thema im Forum "Dies und Das aus dem Rotlichtviertel" wurde erstellt von IharaSaikaku, 19. Mai 2013.

von IharaSaikaku

19. Mai 2013

IharaSaikaku Mitglied

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Ein Abend im Bahnhofsviertel und ein verschmähter Strip beschäftigen das Landgericht. Eigentlich ist vor Prozessbeginn bereits alles erledigt, blaue Flecken und Schnittwunden schon verheilt. Aber der Fall der räuberischen Erpressung wirft ein krasses Licht auf die Unterseite der glänzenden Bankenmetropole.

Vor der 27. Strafkammer des Landgerichts beginnt der Prozess gegen einen 53 Jahre alten Mann und seine 28 Jahre alte Lebensgefährtin. Die Anklage lautet auf räuberische Erpressung.

Die Anklage

In der Nacht auf den 3. Oktober 2010 trifft das Opfer auf die Dirne. Das Opfer kommt gerade aus der Table-Dance-Bar, wo es eine ordentliche Summe versoffen hat. Man einigt sich darauf, dass die Dirne für das Opfer stript, ihr Lohn soll 50 Euro betragen. Das Opfer gibt der Dirne 20 Euro, damit sie sich Drogen besorgen kann. Er bezahlt das Zimmer im Stundenhotel in der Elbestraße.

Doch droben auf dem Zimmer – die Dirne will sich gerade ihres Büstenhalters entledigen – überlegt das Opfer es sich anders. Es will jetzt nicht mehr zugucken, die Dirne will ihre ausstehenden 30 Euro, das Opfer weigert sich und sagt, es habe kein Geld mehr. Die Frau ruft ihren „Beschützer“, es kommt zu einer ersten Keilerei. Unter der Androhung von Schlägen schleppen die Dirne, ihr „Beschützer“ und ein dritter Mann – angeblich ein Russe, der irgendwie auch noch dazukam – das Opfer zu einem Geldautomaten am Bahnhof. Dort gibt das Opfer so oft die falsche Pin-Nummer ein, dass der Automat die Karte schluckt. Der Beschützer und der Russe verprügeln das Opfer. Es trägt ein blaues Auge, blaue Flecken und zwei leichte Schnittverletzungen unbekannter Herkunft davon. Die Täter schnappen sich seine Geldbörse samt 150 Euro und Personalausweis.

Die Dirne

Im Alter von zwölf zieht sie von zu Hause aus. Hängt in der Ahornstraße mit Gestalten herum, die sie mit Haschisch und Kokain bekanntmachen. Sie bricht die Schule ab. Sie bricht die Ausbildung zur Friseurin ab. Erste Langzeittherapie mit 16. Abtreibung mit 18. Rückfall mit 19. Als sie eines Tages an einer Bushaltestelle auf ihren späteren „Beschützer“ trifft, lebt und arbeitet sie längst auf der Straße. Sie sucht Halt. Er kann ihr keinen geben.

Für die 20 Euro, die das Opfer ihr in der Tatnacht gibt, will sie Crack bei ihrem Dealer kaufen. Doch bei dem steht sie in der Kreide – der Dealer behält das Geld, sie spürt zunehmend den Entzug.

Ihre Dienstleistung als Stripperin sieht sie als erbracht. „Das Oberteil war schon aus, sie wollte gerade ihren BH öffnen“, sagt ihr Anwalt. „Allein der Aufwand: ins Hotel, hoch aufs Zimmer, anfangen und so. Und vorher das ganze Gerede“, sagt die Dirne.

Der „Beschützer“

Früher, in seinem anderen Leben, war er einmal Heizungsbaumeister. Dann stirbt seine Freundin. Ihr Tod wirft ihn aus der Bahn. Er versucht, sich umzubringen. Das klappt nicht, aber mit Heroin und Crack kommt er der Sache immerhin schon recht nahe. Ein Bandscheibenvorfall macht ihn arbeitsunfähig. Als er eines Tages an einer Bushaltestelle die Dirne trifft, ist er längst ein notorischer Kleinkrimineller. Er sucht Halt. Sie kann ihm keinen geben. Aber er kann sie auf den Strich schicken.

Er ist ein eingeborener Frankfurter, das hört man. „Des is so im Bahnhof: ’N Handschlag issen Handschlag, des gilt als abgemacht, ob es nun rischtisch oder falsch is.“ Und richtig sei, dass der Strip per Handschlag abgemacht gewesen sei. Er habe das Opfer auf keinen Fall mit irgendetwas gestochen, noch nicht einmal richtig verprügelt. Lediglich die Wange getätschelt, vielleicht verbal etwas unter Druck gesetzt: „Sei ein Mann, zahl deine Schulden – Was machste als hier rum?“

Nachdem das Opfer am Boden lag, soll die Dirne sich dessen Börse geschnappt haben. Die sei aber leer gewesen, versichern Dirne und „Beschützer“. Man habe dann noch versucht, beim Dealer ums Eck „was auf Kommission zu kaufe“. Aber Kommission war nicht drin. „Da simmer eben affig nach Hause gefahren“, sagt der „Beschützer“.

Das Opfer

Der Bauingenieur hat alles, was dem „Beschützer“ fehlt: Bart, Bauch, Brille, Bankkonto. Er kommt von außerhalb. Er habe sich einen netten Abend in der Table-Dance-Bar gemacht. Durst litt er dort nicht. Das Strip-Angebot der Dirne auf der Straße kam ihm da gerade recht. „Ich war gut drauf – und da bin ich irgendwie in die Situation reingekommen.“ Das Rauskommen hatte er sich anders vorgestellt. Warum er plötzlich die Dienstleistung der Dirne nicht mehr habe in Anspruch nehmen wollen, weiß er nicht mehr so genau. Eher aus einer Laune heraus, vermutlich. Aber sie vollumfänglich bezahlen? „Wenn Sie einen Handwerker für zwei Stunden bestellen und er arbeitet nur eine, dann bezahlen sie ihn auch nur für diese eine Stunde“, sagt der Bauingenieur.

Der Prozess

Der wird fortgesetzt. Unter dem Tisch der Anklagebank suchen und finden sich immer wieder die Hände der Dirne und ihres „Beschützers“. Wenn es die Gelegenheit erlaubt, versuchen sie sich zu küssen. Justizbeamte verhindern das. Die Dirne sitzt zur Zeit im Preungesheimer Gefängnis. Sie ist HIV-positiv und an Hepatitis erkrankt. Der „Beschützer“ ist seit einigen Wochen in einer Entzugsklinik. Beide entschuldigen sich beim Opfer. Der Bauingenieur hat den Vorfall nach eigenen Angaben gut verkraftet. Am Tag danach habe er die Pflaster entfernt. Zurückgeblieben ist nichts.
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http://www.fr-online.de/frankfurt/a...schuetzer-und-das-opfer,1472798,22788064.html

Klingt tatsächlich ziemlich aus dem Leben. Was mich wundert, dass die ganze Sache wohl schon vor fast 3 Jahren passiert ist, aber erst jetzt verhandelt wird... oder zumindest etwas über die Verhandlung in der Zeitung steht.

IharaSaikaku, 19. Mai 2013

#1
von FSVFrankfurt

19. Mai 2013

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FSVFrankfurt, 19. Mai 2013

#2
von commodus1

20. Mai 2013

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commodus1, 20. Mai 2013

#3
von patrick

20. Mai 2013

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patrick, 20. Mai 2013

#4
von Guest

20. Mai 2013

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Guest, 20. Mai 2013

#5
von IharaSaikaku

26. Mai 2013

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IharaSaikaku, 26. Mai 2013

#6
von scapies 11

26. Mai 2013

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scapies 11, 26. Mai 2013

#7
von IharaSaikaku

26. Mai 2013

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IharaSaikaku, 26. Mai 2013

#8
von commodus1

26. Mai 2013

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commodus1, 26. Mai 2013

#9
von IharaSaikaku

26. Mai 2013

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Zuletzt bearbeitet: 26. Mai 2013

IharaSaikaku, 26. Mai 2013

#10

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