_ Von: Andreas Altmann Wann ? (Warum ?) Ho Chi Minh City, Vietnam. Nach einer langen Stunde Wandern stehe ich vor einem Rohbau. Ich halte einen Moment inne, da ich mir einbilde, im ersten Stock - nur nachlässig geschützt von einer Bambuswand - Schemen von Personen zu sehen. Ich habe den Gedanken noch nicht zuende gedacht, da erscheint ein Mädchenkopf am oberen Rand eine Balustrade und ruft zischend: "Come, come." Ich folge ihrer Armbewegung und husche über eine provisorische Treppe hinauf. Sobald sich die Augen an das diffuse Licht der von draussen hereinscheinenden Strassenlampen gewöhnt haben, bleibt kein Zweifel. Ich wurde als Kunde gerufen. Um in diesem Sackgassen-Puff den gebotenen Service in Anspruch zu nehmen. Ich bin zu überwältigt von dem Gebotenem, um irgendeinen Gedanken an Erotik aufkommen zu lassen. Als Reisender und Reporter durchquert man so manches Bordell, aber in dieser vietnamesischen Mainacht entdecke ich den harten, härtesten Strich. In einem langen, von einer zur anderen Seite des Hauses reichenden Raum - nur unverputzte Wände, kein einziges Möbel - stehen die Mädchen. Und Männer, meist Dreiergruppen von Männern, flanieren an ihnen vorbei. Machen nur eine kurze Bewegung mit dem Kopf und die Hure geht mit. Ein paar Meter, bis irgendwo zwei Quadratmeter frei sind und sie eine Plastikfolie auf dem Betonboden ausbreitet, die Scheine verstaut (drei Dollar pro Männerglied), sich auf den Rücken legt, den Slip abstreift und die Beine öffnet. Das ist das Startzeichen für den ersten Anwärter, der nun seine Hose öffnet, sich niederkniet, mit ein paar trockenen Stössen sein Bedürfnis hinter sich bringt, aufsteht, den Reissverschluss zuzieht und dem nächsten Kunden - er wartete direkt hinter ihm - Platz macht. Wieder die trockenen Stösse. Ist der letzte in der Reihe fertig, wischt die Prostituierte mit einem Stück Klopapier über ihr Geschlechtsteil, fingert nach dem Slip, faltet das Plastik, geht zurück an die Mauer. Nicht jeder greift nach einem Kondom, nicht jede besteht darauf. Alles geschieht wie hinter Glas. Wer redet, flüstert. Kein Laut des Ekels, kein Lustseufzer, nur die seltsam einfachen Geräusche von Männern und Frauen, die sich umstandslos begatten. Später werde ich mich an das Knirschen von Schuhsohlen auf Kieselsteinen erinnern, Männernschuhsohlen, die an den bereits beschäftigten Mädchen vorbeischlendern und einen coolen Blick werfen, sich fragen, ob sie sich hier anstellen sollen oder vor einer anderen, nicht weniger abwesend daliegenden Frau. Wie schafft der Mensch das? ;r Gerd
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