Spiegel-Interview zu Tantramassagen und Sex

Dieses Thema im Forum "Dies und Das aus dem Rotlichtviertel" wurde erstellt von bernd-2008, 2. April 2016.

  1. von bernd-2008
    bernd-2008

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    Tantra? Da gehts doch nur um Sex, oder? Die Tantra-Masseurin Katrin Aschermann erklärt, wie es wirklich läuft - und wie man gute Anbieter von schlechten unterscheidet.

    Zur Person:
    Katrin Aschermann ist Leiterin der Hamburger Tantra-Praxis Tantra & Evolution. Unter anderem hat sie Ausbildungen als Ergotherapeutin, Lehrerin für Kundalini Yoga und Heilpraktikerin für Psychotherapie absolviert. Sie ist auf Tantra für Frauen, Paare und Gruppen, Körpertherapie und Prozessbegleitung sowie Berührungscoachings spezialisiert.

    SPIEGEL ONLINE: Bei Tantra denken die meisten erst mal an Sex, oder?
    Aschermann: Das ist tatsächlich die landläufige Vorstellung. Aber Tantra ist erst mal nicht Sex.

    SPIEGEL ONLINE: Sondern?
    Aschermann: Sexuelle Stimulation kann ein Teil sein, sie ist aber nicht der Zweck. Das ist ein entscheidender Unterschied zu einer erotischen Dienstleistung. Viele kommen mit der Erwartung, dass es nur um den Orgasmus geht. Dass er das höchste Ziel ist und die größte Erfahrung und das größte Glück.

    SPIEGEL ONLINE: Was ist dann das Ziel?
    Aschermann: Bei Tantra geht es nicht nur um den Intimbereich. Man kommt eben nicht nur vorbei, kriegt 'ne geile Massage, kommt total geflasht nach Hause und denkt: "Oah, ist die geil, ist die toll. Da muss ich wieder hin." Das ist zwar super fürs Geschäft. Aber so bringt es nichts, das ist eine passive Konsumhaltung. Ich will, dass die Leute erfahren, welche Form der Berührung dafür sorgt, dass etwas Neues bei ihnen passiert. Dass sie einen Erkenntnisgewinn haben.

    SPIEGEL ONLINE: Was für eine Erkenntnis kann das sein?
    Aschermann: Ich hatte mal eine Klientin, eine wunderschöne Frau. Die hatte ihr Leben lang viel Sex und im Vorgespräch sagte sie auch gleich, das sei nicht ihr Thema. Sexuell sei alles super. In der Massage begann sie dann schnell, einen Orgasmus vorzutäuschen. Sie dachte, dass sie das machen muss, weil sie das immer gemacht hat. Ich habe das aber nicht bedient, sondern thematisiert.

    SPIEGEL ONLINE: Wie das?
    Aschermann: Ich hab sie konfrontiert und gesagt, dass sie gerade zwar auf Lust macht, aber dass ich die nicht spüren kann. Dann habe ich die Vermutung geäußert, dass sie sich selbst auf etwas Sexuelles reduziert, wenn sie intim berührt wird. Nachdem ich das ausgesprochen hatte, fing sie an zu weinen.

    SPIEGEL ONLINE: Und dann?
    Aschermann: Es war eine neue Erfahrung für sie, zu merken: Ich möchte auch mal einfach nur gehalten werden und nicht sexuell sein müssen.

    SPIEGEL ONLINE: Ist diese Frau ein Einzelfall?
    Aschermann: Nein, das passiert ganz oft. Sobald man sich dem Intimbereich nähert, kommen die automatisierten Abläufe: Beckenbewegung, unechtes Stöhnen und so weiter. Es gibt wenige Menschen, die man intim berühren kann, ohne dass bei ihnen diese Reizreaktionskette anspringt. So: Jetzt ist man schon am Kitzler unterwegs, also kommt gleich Penetration und dann muss... und so weiter. Es geht darum, diese Reaktionsketten zu unterbrechen. Nur so kann die Erfahrung gemacht werden, was einen emotional wirklich berührt und öffnet, körperlich anregt und gleichzeitig entspannt.

    SPIEGEL ONLINE: Haben Sie trotzdem Klienten, die auf ihrem Orgasmus bestehen?
    Aschermann: Die gibt es. Ich sage dann aber immer: Das ist hier kein Orgas-Muss, es ist ein Orgas-Kann. Wenn er entsteht, dann nur aus der Entspannung heraus und nicht weil man es will. Das wäre eher kontraproduktiv.

    SPIEGEL ONLINE: Schämen sich manche auch für ihre Erregung?
    Aschermann: Erstaunlich selten. Manchmal kommt Scham hoch, und das ist auch total okay. Meist ist es aber keine Scham über "Oh, ich hab hier 'ne Latte". Eher darüber, dass sie emotional so bedürftig sind.

    SPIEGEL ONLINE: Durch Berührung wird das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Kommt es vor, dass Menschen eine starke Bindung zu Ihnen verspüren?
    Aschermann: Klar. Aber das ist auch ein Teil der Kunst: sich dann abzugrenzen.

    SPIEGEL ONLINE: Was heißt das konkret?
    Aschermann: Ich bin bei den Behandlungen total nüchtern. Ich gehe da nicht rein und sage: "Ich bin deine Traumfrau, du darfst alles in mich hineinprojizieren." Ich bin sanft und liebevoll, aber ich sage auch: "Das, was du grad fühlst, ist in dir, da gehts nicht um mich." Ich mache das, um zu vermeiden, dass Klienten sich verlieben und abhängig werden. Da passieren schnell ganz blöde Machtdynamiken, weil es um sexuelle Energie, um Geld und um Sehnsüchte geht.

    SPIEGEL ONLINE: Gibt es so was wie eine Vereinigung verantwortungsvoller Tantra-Masseure?
    Aschermann: Gibt es. Den Tantramassage-Verband. Alle, die da aufgelistet sind, sind seriös.

    SPIEGEL ONLINE: Haben sie sonst noch Tipps, wie ich eine verantwortungsvolle Praxis erkenne?
    Aschermann: Das sieht man oft schon an den Internetseiten. Alle, die Damen in Dessous zeigen, sind schon mal raus. "Unser Massage-Engel Angie" - da ist auch klar, dass es eher um eine Erotikmassage geht als um klassisches Tantra. Kurze Massagen von einer Stunde sind auffällig.

    SPIEGEL ONLINE: Wie lang dauert denn eine Massage bei Ihnen?
    Aschermann: Mindestens 90 Minuten, besser sind zweieinhalb bis drei Stunden.

    SPIEGEL ONLINE: Das klingt lang.
    Aschermann: Ist es aber gar nicht. Wir führen ein Vorgespräch und auf Wunsch auch ein Nachgespräch. Und natürlich soll sich die Person richtig tief entspannen. Das braucht Zeit.

    SPIEGEL ONLINE: Länger als eine Stunde.
    Aschermann: Ja. Natürlich gibt es auch Klienten, die zum Beispiel eine Stunde Lingam intensiv wollen. Aber das hat dann für mich nichts mehr mit meinem Verständnis von Tantra zu tun.

    SPIEGEL ONLINE: Lingam heißt Penis...
    Aschermann: Schwanzmassage, genau. Aber dann könnte da auch genau das stehen und nicht Lingam intensiv.
     
    Zuletzt bearbeitet: 2. April 2016
  2. von mattse63
    mattse63

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  3. von bernd-2008
    bernd-2008

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  4. von Zollstock
    Zollstock

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