Bild sagt: Wer seine Frau betrügt, kann seine Ehe retten

Wer seine Frau betrügt, kann seine Ehe retten

Von SUSANNE SEDLITZKY Bild 27.1.2004


Sonja (29), Prostituierte aus Berlin


Was treibt Männer zur Prostituierten? Wer nur „Sex“ sagt, war noch nie in einem Bordell. Sie versuchen, sich Aufmerksamkeit zu erkaufen – auch Liebe?

Im heutigen Teil spricht Sonja (29) aus Berlin zu uns. Eine intelligente Frau, die Kunst und Religion studiert hat. Und seit sechs Jahren auf den Strich geht.

„Klar geht es vordergründig um Sex“, sagt sie. „Aber danach erzählen sie mir, daß ihre Frauen sie nicht mehr in den Arm nehmen oder einfach mal küssen.“

Jede 3. deutsche Ehe wird geschieden. Der Alltag hat sie kalt gemacht.


Therapeutin Katrin Heins (42): „Die meisten Beziehungen scheitern an zuwenig Zärtlichkeit und Sexualität. Viele vergessen im Alltag, dem Partner nah zu sein.“

Jungverheiratete (19 bis 24 Jahre) schlafen im Schnitt zwölfmal im Monat miteinander. Bei Paaren mittleren Alters (30 bis 34) sind es weniger als neunmal, bei älteren Paaren oft nur noch zweimal im Monat.

Fachautor Bas Kast (31): „Stete Zuwendung ist ein entscheidender Baustein für die Liebe.“ Kleine Gesten zählen schon. „Was liest du denn gerade?“ – „Wie geht es deiner Schwester?“ – „Hattest du einen schönen Tag, wie war’s auf Arbeit?“

Sonja ist zur Expertin wider Willen geworden: „Meine Mutter verließ meinen Vater, als ich neun Jahre alt war. Und ich fragte mich schon als Kind: „Sind die Erwachsenen zu dumm, nett miteinander zu reden, sich in den Arm zu nehmen?“

Die Wunschvorstellung – aber viele Paare haben nur noch zweimal im Monat Sex

Offenbar schon, sonst würden sie nicht zu Sonja kommen, ihr 100 Euro für eine Stunde zahlen. Am Ende oft nur reden und sich mit einem Küßchen bedanken. So, als wäre diese Fremde eine gute Freundin.

Ist gekaufte Liebe eine Form der Nächstenliebe?

Autor Marcel Feige (32) meint: „Aufgestauter Sexualtrieb verwandelt sich in Aggression. Huren tun was für das Wohl des Mannes und der Gesellschaft.“ Er denkt gar an verhinderte Sexualverbrechen. Doch mancher Hurendienst rettet schon das kleine Glück zu Hause, bewahrte Kindern die Eltern.


Ist gekaufte Liebe eine Sünde?


Jesus sagt: „Wahrlich, ich sage euch, daß die Zöllner und die Huren euch vorangehen in das Reich Gottes.” (Matthäus 21,31).

Warum dann diese Scheu, dieser Widerwillen?


Theologe Dr. Wunibald Müller (54): „Die Kirche hat den Menschen eine Wunde zugefügt. Weil sie vermittelte, daß Sexualität etwas Schmutziges darstellt.“ Studenten kritzelten in der Hippiezeit den Spruch: „Sex macht Gott keine Angst – er hat ihn erfunden.“ Uns aber macht er offenbar Angst. „Menschen haben große Probleme, zu ihren sexuellen Bedürfnissen zu stehen“, so Dr. Müller. „Das beeinträchtigt die Pflege inniger Beziehungen.“ Womit wir wieder bei Frauen wie Sonja wären, die einspringen müssen. Gar, wenn es um „verbotene“ Leidenschaften wie SM geht.

Kann gekaufte Liebe glücklich machen?


Sonja: „Ich nehme jeden Mann an, wie er ist. Mit seinem Aussehen, seinen Phantasien – sie sollten sehen, wie glücklich sie das macht. Für viele ist das wie eine Therapie.“ Und da ist noch ein Rat, den die Hure allen Ehefrauen geben kann: „Berührt eure Männer, so oft ihr könnt, streichelt und küßt sie – das ist der direkte Weg zu ihren Herzen.“


Morgen in BILD:
Lieben Lesben und Schwule besser? Was Ehepaare von ihnen lernen können.


na denn, immer schön aktiv sein Jungs :h