Eine Hure von St. Pauli packt aus

D101M · 25. November 2005

von bild-online:

So brutal ist das Geschäft mit dem Sex

Claudia (32, Name geändert) schaffte jahrelang auf dem Hamburger Kiez an, wurde von ihrem Zuhälter mißhandelt
Hamburg – Es war die größte Razzia auf der Hamburger Reeperbahn. 700 Polizisten durchsuchten 14 Bordelle, 28 Wohnungen und Häuser, nahmen 10 Zuhälter fest, führten Carsten Marek (45), Ex-Weltcupsieger im Kickboxen und Banden-Chef aus einer Luxushotelsuite ab.

18 Nobelautos (Porsche, Mercedes, Audi), Stereoanlagen, 70 000 Euro in bar, zahlreiche Rolex-Uhren, Wertpapiere und zwei Tresore wurden beschlagnahmt.

Die Marek-Bande (85 Männer) soll im vergangenen Jahr mit rund 140 Huren 27 Millionen Euro verdient haben – an der Steuer vorbei!

Wie brutal die Bande arbeitete, wie es wirklich auf der sündigsten Meile der Welt zugeht – in BILD packt jetzt eine der Prostituierten aus.

Claudia (32, Name geändert). Vier Jahre „gehörte“ sie einem Zuhälter der verhafteten Marek-Gruppe, schaffte für ihn in der Herbertstraße an: „Ich ging schon in allen deutschen Großstädten anschaffen. Berlin, Frankfurt, Köln, München, aber gegen Hamburg war’s dort wie im Kindergarten. Die Kiez-Luden sind die brutalsten, die ich kennengelernt habe. Wenn eine Hure auf dem Kiez angeschafft hat, dann ist sie ‚Schule gegangen‘.“

Ihr Berliner Lude hatte sie von Berlin nach Hamburg verkauft. An Sven (36, Name geändert), einen von Mareks Leuten. Für 24 000 Euro! Hamburg brauchte damals „Frischfleisch“.

„Sven führte mich ins sogenannte Sprechzimmer in der Herbertstraße, sagte nur: ,Ab jetzt tust du, was ich sage. Du kannst froh sein, daß du für mich arbeiten darfst. Du fragst nichts und sagst nichts, das könnte sonst Folgen für dich haben.‘

Die „Marek-Bande“ beim Betriebsausflug auf Mallorca. Die Zuhälter amüsierten sich prächtig. Im Kreis: Carsten Marek, der Banden-Chef

Ich hatte Glück und durfte sofort in der Herbertstraße arbeiten, weil ich so viele Erfahrungen mitbrachte. Dort sitzen Mädchen in den Fenstern, dahinter sind die ,Spielzimmer‘. Frauen haben in dieser Straße keinen Zutritt.

Andere Prostituierte müssen sich zuerst zwei Jahre in der Kälte auf dem Straßenstrich bewähren. Ich mußte in drei Schichten hintereinander arbeiten. Ich fing um 10 Uhr an, hörte nachts um 5 Uhr auf.

Das Problem: Man hat 150 bis 170 Euro Fixkosten pro Tag. Miete, Geld fürs Essen und Trinkgeld für die Wirtschafterin. Die mußte man erst mal wieder reinholen.

Jedes Haus, in dem zwischen 10 und 15 Huren arbeiten, hat eine Wirtschafterin, die alles kontrolliert, frische Bettwäsche, Handtücher und Kondome bringt. Das lassen die sich natürlich alles bezahlen. Und Sven wollte ja auch noch einen Großteil von dem Geld haben.

Ein Freier bringt mindestens 50 Euro pro Besuch. Dafür gibt’s höchstens eine Handnummer. Die meisten wollen aber mehr – und müssen dafür auch mehr zahlen. Du mußt pro Tag mindestens zwischen 200 und 500 Euro einnehmen. Sonst hast du ein Problem. Schulden werden angeschrieben. Dann mußt du Sonderschichten einlegen, bis die Kohle drinnen ist. Wenn nicht, gab’s schon mal was auf die Fresse. Oder du wurdest eingesperrt. Drei Tage bei Wasser und Brot. Einmal wurde ich so mies verprügelt, daß ich überall offene, blutende Wunden hatte. Da haben die dann noch Zucker reingestreut, damit es schlecht verheilt, Narben gibt. Es sind Andenken für die Ewigkeit.“

Bandenboss Marek und seine Kumpane lebten vom Geld der Huren in Saus und Braus. Er hatte eine Luxusvilla in der Lüneburger Heide, fuhr einen Super-Sportwagen Mercedes AMG SL 55 (200 000 Euro). Einmal lud er seine Jungs zum Betriebsausflug nach Mallorca ein. An der Playa de Palma soffen sie grölend Edel-Champagner aus Magnumflaschen. Teure Urlaube gönnten sich die Kiez-Jungs ständig. Zwei Bandenmitglieder (38, 40) waren zum Zeitpunkt der Razzia auf Kreuzfahrt mit der ,Aida Blue‘, wurden im Hafen von Gran Canaria festgenommen. Einer hatte seine Mutter dabei. Sie erlitt einen Schock, als sie erfuhr, was ihr Junge so treibt.

Die Ermittler berichten Sonderbares: Die meisten Huren mochten die starken Männer der „Marek-Bande“. Sie hatten sie meist in Nobel-Discotheken kennengelernt, bekamen von ihren teure Drinks spendiert. Später folgten Schmuck und Kleider. Sie wurden den durchtrainierten und braungebrannten Kiez-Jungs hörig, die immer im teuren Sportwagen vorfuhren. Irgendwann stellten sie die „netten“ Männer vor die Wahl: „Entweder du gehst für mich anschaffen oder es ist mit unserer Beziehung vorbei.“ Die meisten entschieden sich für den Strich. Sie hatten sich schon so sehr ans Luxusleben gewöhnt. Einen Teil ihres Lohns gaben sie ab, einen Teil behielten sie.

Hamburger Huren verdienen gut – bis zu 10 000 Euro monatlich, schätzen die Fahnder vom Landeskriminalamt. Natürlich steuerfrei.

Viele Mädchen legten extra Geld für ihre Männer zurück. Um ihnen an Weihnachten eine Gratifikation schenken zu können. Sie waren richtig stolz, für die „Marek-Bande“ arbeiten zu dürfen. Andere Frauen vom Kiez hatten Respekt vor ihnen. Bei der Krankenkasse meldeten sie sich als Kosmetikerinnen an, bauten sich so eine bürgerliche Scheinexistenz auf. Die Luden unterstützten sie dabei.

Claudia: „Es gab auch nette Luden. Nur eines durfte keiner sein: ein Softie! Wenn die jungen Marek-Luden zu soft waren, haben sie von den älteren Luden auf die Fresse gekriegt. Spätestens nach einem halben Jahr war ein weicher Lude ganz hart.“

Bei der Marek-Gruppe gab es Belohnungen nach „Betriebszugehörigkeit“. Claudia: „Im zweiten Jahr durfte man sich aussuchen, ob man eine Woche in Urlaub fahren will oder eine Brustvergrößerung haben möchte. Im dritten Jahr bekam man ein goldenes Schmuckstück. Im vierten Jahr gab’s dann die langersehnte goldene Rolex. rasselte so schön am Handgelenk.“ Je goldbehangener eine Hure war, um so lieber zeigte der Lude sie als Statussymbol rum.

Gegen Carsten Marek und seine Bande soll jetzt Anklage wegen „dirigistischer Zuhälterei“ (§ 181a Strafgesetzbuch) erhoben werden. Das bedeutet, daß sie Frauen, die der Prostitution nachgingen, ausgebeutet haben sollen. Es drohen Haftstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.
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Irgednwie ziemlich unglaubwürdig das Ganze. War zwar schonmal in Hamburg und kenne auch die Herbertstrasse,aber das genau diese Damen in der Regel 2 bis 3 Jahre vorher auf der Strasse anschaffen müssen, halte ich für totalen Quatsch...

Terrence · 26. November 2005

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stiefelknecht · 27. November 2005

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