Frisch, Fromm, Fröhlich, Freier - Freier melden sich zu Wort

Freier melden sich zu Wort

Ein ungewöhnliches Treffen ereignete sich am 18. Juli in einem Tagungsraum der Evangelischen Kirche, Köln: Sechs Freier, ein katholischer Moraltheologe, eine Hauptkommissarin und VertreterInnen aus dem Gesundheitswesen unterhielten sich über sexuelle Gesundheit und andere Aspekte der Prostitution.

„Freier wollen schon lange soziale Verantwortung übernehmen, haben bislang jedoch nie die Möglichkeit dazu erhalten“, erklärte einer der Freier zu Beginn der Veranstaltung „FRISCH, FROMM, FRÖHLICH, FREIer – Was haben Prostitutionskunden mit sexueller Gesundheit zu tun?“. Die Idee zu einer Diskussion mit Freiern über sexuelle Gesundheit war bereits 2013, während einer Fachtagung der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit (DSTIG), entstanden. Freier wollten sich Gehör verschaffen, Experten zuhören und Fragen stellen. Beides gelang, trotz einer differenzierten Tagesordnung.

So kam es nicht von ungefähr, dass der katholische Moraltheologe Peter Schallenberg eigens aus Paderborn angereist war um mit den TeilnehmerInnen Aspekte der käuflichen Liebe aus moralphilosophischer Sicht zu diskutieren. Entgegen der Erwartungshaltung war diese Gesprächsrunde nicht von Vorwürfen geprägt, sondern von hervorragenden Erklärungen und Sichtweisen.

Prof. Norbert Brockmeyer, HIV-Experte an der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum und Christine Winkelmann, Leiterin im Aids-Referat der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), steuerten gesundheitspolitisches und medizinisches Wissen bei. Vor allem als sich die Diskussion um das Für und Wider des „Bockscheins“ drehte.

Die Hauptkommissarin Nicole Metzinger, welche seit 12 Jahren das Kooperationsprojekt des Geestemünder Straßenstrichs begleitet, beantwortete den Freiern ordnungspolitische, juristische und soziale Fragen bezüglich Zwangsprostitution, polizeilicher Kontrollen und anonymer Anzeigen.

Laut den Angaben der Urologin Caroline Grüner und der Streetworkerin Anna Wolff führt das Gesundheitsamt Köln jährlich 3000 bis 3500 HIV-Tests durch. Beide Frauen sind in der aufsuchenden Arbeit von Bordellbetrieben und der Aufklärung zu sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI) am Gesundheitsamt Köln tätig.

Prof. Brockmeyer stellte noch eine Statistik vor, wonach die Anzahl von HIV-Neuinfektionen im Bundesgebiet in den letzten Jahren um zehn Prozent gestiegen ist. Gründe hierfür sind vielschichtig.
Die Zahl der Syphiliserkrankungen ist in dem gleichen Zeitraum um 600 Prozent angestiegen, derzeit gibt es circa 4500 bekannte Syphilisinfektionen bundesweit. Weitere sexuell übertragbare Erkrankungen sind auf dem Vormarsch.

Klare Zeichen, die eine Diskussion mit allen Beteiligten über sexuelle Gesundheit unabdingbar macht: Gesundheitsexperten, Freier und SexarbeiterInnen haben etliche Fragen, können voneinander lernen und gemeinsam viel erreichen. Das Treffen in Köln gilt als ein erster Anstoß zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit und weitergehenden Aufklärung aller Beteiligten.

 

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