Frischfleischlieferungen für den Straßenstrich

Dieses Thema im Forum "Dies und Das aus dem Rotlichtviertel" wurde erstellt von spritzundgo, 26. September 2010.

  1. von spritzundgo
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    spritzundgo Foren - Hangaround

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    Fernsehkritik: „Der Fall Goldfinger“ (3sat)

    Die nach dreijähriger Recherche entstandene Dokumentation über den Züricher Straßenstrich ist der gelungene Versuch, auf jedweder Verantwortungsebene Ross und Reiter zu entlarven: die Politik ist Schuld (die Personenfreizügigkeitsverordnung macht die Entstehung der Verhältnisse überhaupt erst möglich), das Schicksal ist Schuld (individuelle Lebensnöte führen eben in ausweglose Situationen), die Zuhälter/Schleuser sind Schuld (frei von moralischen Werten machen sie alles für einen hohen Profit, was bekanntlich in zahlreichen bodenständigen Unternehmen ebenso Usus geworden ist), die Freier sind Schuld (sie ziehen aus dem Elend der Frauen für sich einen kurzfristigen persönlichen Nutzen und schaffen damit erst die wirtschaftlichen Grundlage für das Fortbestehen der Verhältnisse), die Frauen sind selbst Schuld (eine beliebte Ausrede an allen bierseligen Stammtischen, die Unkenntnis verrät).

    Der Film beginnt mit einer nächtlichen Kamerafahrt entlang der Bürgersteige, auf denen spärlich bekleidete Frauen ihre Dienste offerieren. Merkwürdig, dass ist genau das erste Bild, was ich als Kind von der käuflichen Sexualität hatte. Aber der Trick der Filmemacher funktioniert – die Zuschauer damit abholen, was sie zu kennen glauben, um dann augenblicklich tiefblickend hinter diese Kulisse zu schauen. Auf diesem Züricher Straßenstrich standen früher Schweizer Drogenabhängige, jetzt sind es aus Rumänien importierte Zwangsdienstleistete. Der wegen Menschenhandel angeklagte Mann trägt gern Goldschmuck, eine dicke Hundekette um den Hals und zahlreiche Klunker an den Fingern. Er gab dieser Doku den Namen. Goldfinger.

    „Die kontrollieren, ob richtig und gut gearbeitet wird“, sagt ein Ermittler beim Überprüfen der Arbeitserlaubnis über die Zuhälter der beiden neunzehnjährigen Frauen, nur die versichern immer wieder, hier ganz auf eigenen Antrieb zu stehen. Eine Frau berichtet anonym von den Arbeitsbedingungen: „1.000,00 Franken muss jede täglich verdienen, du kriegst das gesamte Geld abgenommen und stehst bei Minustemperaturen hier in Unterwäsche.“ Aus der Region, von denen die meisten Frauen rekrutiert werden, herrscht bitterste Armut. Die Frauen prostituieren sich teilweise selbst in ihrer Heimat, weil sie keine andere Chance sehen ihre Familie durchzubringen. Eine Kronzeugin berichtet, wie die meisten Frauen zur Sexarbeit gezwungen werden: „Es gibt zwei Typen von Zuhältern. Die einen versprechen die große Liebe, um sie dann zu überreden, Geld für die gemeinsame Zukunft zu verdienen. Und Typ zwei macht die Frauen mittels Gewalt gefügig, bis sie ihm hörig sind.“ Der mühseligen wie deprimierenden Arbeit der Polizei schauen wir eine Zeit lang zu und man gewinnt den Eindruck, sie könne nur in ganz wenigen Ausnahmefällen etwas beweisen und gegen die Hintermänner einen Haftbefehl erwirken. Was darin liegen mag, dass die großen Bosse im Hintergrund altgediente Zwangsprostituierte zu ihrer rechten Hand machen und sie nicht nur den Druck auf die anderen Frauen ausüben sondern ebenso das verdiente Geld abkassieren lassen, wodurch die Opfer zu Tätern werden. Die eigentlichen Täter treten gar nicht in Erscheinung. Eine der Damen verrät dann ihren Verdienst für den dreimonatigen Straßenstrich, den ihr der Zuhälter als Lohn zurückgab: 4.000,00 Franken. Macht bei 90 Tagen Arbeit 86.000,00 Franken Gewinn für die Hintermänner, da ja ein Tagesverdienst von 1.000,00 Franken vorgeschrieben war.

    Den Straßenstrich könne man rein rechtlich nicht verbieten, man könne ihn nur verdrängen, heißt es und der Polizeiermittler sagt tapfer, seine Arbeit sei nicht aussichtslos. Sie sei eine Herausforderung.
     
  2. von Roger Rabbbit
    Roger Rabbbit

    Roger Rabbbit Mitglied

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  3. von dieter2001
    dieter2001

    dieter2001 Foren - Hangaround

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  4. von spritzundgo
    spritzundgo

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  5. von trooper
    trooper

    trooper Mitglied

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