Auf meiner Suche nach einer kurzen Ablenkung, nach einer Stunde aufregender Sinnlichkeit, hatte ich keine großen Erwartungen, als ich die Nummer in mein Telefon eintippte. Ich kannte die Nummer. Kannte sie seit vielen Jahren. Ich hatte dort schon einige aufregende, befriedigende Begegnungen gehabt. Aber auch Treffen voller kühler Distanziertheit. Aber Larissa war anwesend und sie hatte erstaunlicherweise Zeit. Ich kannte Larissa, hatte sie schon einmal getroffen, vor acht oder neun Jahren. Sie hatte damals gerade angefangen. Larissa wird auf der Seite beschrieben, als das natürliche Mädchen von nebenan. Ich glaube man muss schon ein paar Häuser weitergehen, bis man eine solch hübsche Frau trifft. Natürlich sah sie aus, als sie vor mir stand. Hätte gut in einen Bioladen gepasst. So natürlich sah sie aus. Ungeschminkt in ihrer Straßenkleidung. Jeans und ein weites Shirt. Sie strahlt eine unaufgeregte Hübschheit aus. Groß, schlank, lange dunkle Haare. Ich hatte die Wahl zwischen drei verschiedenen Duschgels. Ich entschied mich für Speedster, mit dem langanhaltenden Duft nach Zitronen und Zitronengras. Nach Zitronengras duftend lag ich nackt auf meinem Bauch auf der Matratze und erwartete Larissa. Nach einer Weile kam sie in das abgedunkelte Zimmer. Die Musik passte auch. Ich war gespannt und neugierig. Ich spürte ihre Hände und ihre Haut auf meinem trockenen Körper. Sie bewegte sich genau mit dieser aufreizenden Langsamkeit, die mich erregt. Benutzte sie ein Seidentuch, um diese Schauer auf meiner Haut zu erzeugen? Ich musste aufschauen, um zu sehen, was sie tat. Es war kein Seidentuch. Es waren ihre langen Haare. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, so dass ihre langen, seidigen Haare über meine Haut strichen. Ganz sanft, ganz langsam. Meine Gefühle erstarrten und verharrten in einem angespannten Wohlgefühl. Manche Frauen benutzen ihren Körper, wie einen Hobel, um damit den Laib des Mannes zu massieren. In einem wahnwitzigen Tempo gleiten sie dann über einen. Mit Sinnlichkeit hat das nichts zu tun. Man kann ihre Fitness bewundern, aber richtig geil, hat mich so etwas noch nie gemacht. Larissa ist da anders. Sie macht es in einer Geschwindigkeit, die ich als sehr erregend empfand. Langsam, so als wollte sie jeden Zentimeter des anderen Körpers erforschen, entdecken. Ich empfand eine solche Lust, dass ich meine Augen geschlossen hielt. Mache ich sonst eigentlich nie. Aber hier wollte ich mich mit meinen Sinnen auf das Erlebnis konzentrieren. Da hätten Blicke auf die Zimmerwände, die Einrichtung nur gestört, hätten mich abgelenkt von meinen lustvollen Gefühlen. Wollust nagte sich durch meine Gedankengänge, eroberte jeden Tropfen meines Gehirns. Und auf meinem mittlerweile eingeölten Körper fühlte ich den warmen Laib Larissas, spürte ihren reinem Atem an meinem Gesicht, ihre Lippen an meinen Ohren. „Okay“, war das einzige Wort, das ich während der Balz sprach. Sonst rede ich eigentlich viel, versuche mich manchmal auch verbal aufzugeilen, wegen der manchmal lauen Performance mancher Frauen. Hier war es nicht notwendig. Also sagte ich okay, als mich Larissa fragte, ob ich mich umdrehen wollte. Jetzt konnte ich sie genauer ansehen, was ich aber nur ganz kurz tat. Ihre langen Haare hatte sie in der Zwischenzeit straff nach hinten geführt. Zusammen mit ihrem ovalen Gesicht, gab ihr, dass ein Aussehen von Frauen, wie sie die alten niederländischen Maler – wie zum Beispiel Franz Hals – auf die Leinwand brachten. Für einen langen Augenblick sahen wir uns in die Augen, bis ich sie wieder schloss. Larissa fing jetzt auch an meine Vorderseite zu entdecken, zu erforschen. Wieder ganz langsam, zart und dann auch fester. Sie setzte ihren Körper ein. Ich ertastete ihre Brüste. Mir gefiel, was ich ertastete. Klein, weich, stehend – dass, was ich auch am ästhetischsten finde. Genau weiß ich nicht, wie Larissa bei mir den Orgasmus herbeiführte. Es war ein Gefühl, als ob mein Penis in einer Vagina steckte und von dieser Vagina geritten wurde. Ich vermute, dass sie meinen Penis zwischen ihren eingeölten Handflächen bewegte. Es war ein sehr lustvolles Gefühl und als ich kam, war ich befriedigt. Seltsamerweise auch jetzt, noch Tage später, bin ich befriedigt. Tief befriedigt und verspüre noch keine Lust auf eine neue Stunde der Ablenkung, so wie es mir manchmal geht, wenn ich zwar einen Orgasmus hatte, aber gleich den nächsten wollte, weil der erste mich seltsamerweise unbefriedigt ließ. Larissa ist eine Masseuse von gestern, von früher. Manche Frauen verstanden - und nur wenige verstehen es heute noch - in mir ein solches Begehren hervorzurufen, ein Begehren, dem man Zügel anlegen muss. Wenn diese Zügel, dann durchrissen wurden, ganz gelegentlich, dann war das ein besonderes Glücksgefühl. Heute fehlt mir dieser Kick, denn Wünsche aller Art werden von fast allen, fast überall erfüllt. Ist immer nur eine Frage des Preises. Ein Wunsch kann durch nichts mehr verlieren, als dadurch, dass er in Erfüllung geht. Ich bin froh Larissa besucht zu haben. Sie arbeitet nur noch selten bei Einzig-nicht-artig in Wiesbaden. Obwohl sie diesen Job schon lange macht, wird selten über sie geschrieben. Die Informationen von der Homepage des Studios: ist 25 Jahre, hat lange brünette Haare mit rehbraunen Augen und einem tollen Lächeln. Sie ist 1,72 m groß bei einer 36er Konfektionsgröße mit üppigen B-Körbchen und super langen Beinen. An dem Studio und seiner Einrichtung gibt es nichts auszusetzen. Bei Tageslicht fand ich das Zimmer, in dem ich vorher noch nie war, doch etwas nüchtern. Mit geschlossenem Vorhang, im Kerzenlicht und mit gut ausgewählter Musik, war es dann doch wieder stimmig. Bezahlt hatte ich 100 Euro für eine Stunde, die ich in einem Umschlag auf der Anrichte liegen ließ. Beim Bezahlen am Parkautomaten fiel mir auf, wieviel von ihrer Zeit mir Larissa geschenkt hatte.