SANIERUNGEN IN FRANKFURT - Luxus im Bahnhofviertel erwünscht

IharaSaikaku · 22. Dezember 2012

http://www.fr-online.de/frankfurt/s...hnhofviertel-erwuenscht,1472798,21164782.html

Aus heruntergekommenen Immobilien werden im Frankfurter Bahnhofsviertel teure Loftwohnungen. Im Quartier wächst die Besorgnis über die Vermarktung sanierter Häuser.

Zwei Seelen wohnen in der Brust der Bahnhofsviertel-Bewohner, stellt der Szene-Fotograf Ulrich Mattner fest, der in der Münchener Straße zu Hause ist. Seit auch in diesem Stadtteil ein Haus nach dem anderen auf Luxus getrimmt wird, „sind viele unheimlich froh“.

Von genauso vielen aber höre er: „Blöd, jetzt geht es auch hier los.“ Es ist nämlich „irre, wie sich das hier verändert“, urteilt der Beobachter. Aus Schrott-Immobilien, die es vor einem Jahrzehnt in dem ausgebluteten Quartier überreichlich gab, „werden schweineteure Loftwohnungen“. Sogar das „Bayram Kebap Haus“ in der Münchener Straße habe sich bei einem teuren Radikalumbau „dem Trend angepasst“; da werde jetzt „The next generation of Döner“ feilgeboten, frotzelt er.

Die Stadt konnte seit 2004 Fördermittel in Höhe von 20 Millionen Euro im Bahnhofsviertel verteilen und hat das Geld „für wohnungswirtschaftliche Maßnahmen“ auch beinahe ganz ausgegeben. Nur noch zwei Millionen Euro, sagt Mark Gellert im Planungsdezernat, seien für das nächste Jahr im Topf, dann werde er für weitere Jahre gefüllt. Eine dreiviertel Million dieser Steuergelder ist allein in das Projekt „K 58“ an der einst vollkommen verrufenen Kaiserstraße geflossen.

Von den 40 Wohnungen der fast fertigen „Luxus-Residenz am Prachtboulevard“ sind laut aktueller Mitteilung von „NAI apollo living“ über 70 Prozent „am Markt platziert“. Dieser Neubau an der Ecke Kaiserstraße 58/ Elbestraße, wo die Ruine eines Billig-Kaufhauses abgebrochen wurde, ist für den Fotografen Ulrich Mattner Anlass, die bange Frage aufzuwerfen, „ob die 40 neuen Luxusappartements über der Elbestraße, mit direktem Blick auf Drogenszene und Straßenstrich, das Viertel verändern werden“.

Hans Günther Hallfahrt, der für das Bahnhofsviertel zuständige Konservator im Denkmalamt, antwortet mit einem klaren „Ja“. Denn: „Die neuen Reichen nehmen Einfluss auf die Sauberkeit.“ Was sich heute nachts rund um die Drogenszene in den Straßen des Viertels abspiele, bekommt der Denkmalpfleger bei seinen Besuchen mit, das sei schlicht „eine Zumutung“. Auch Fotograf Ulrich Mattner stellt fest: „Für Familien ist das Viertel unmöglich.“

Doch der Neubau „K58“, in dem eine Zweizimmerwohnung ab 445.000 Euro kostet, spaltet die Community. Architekt Eckart von Schwanenflug, bekannt für einen sorgsamen Umgang mit der hochwertigen denkmalgeschützten Substanz, erregt sich über „das brutale Ding“, den „fürchterlichen Entwurf“. „Maßstäblichkeit, Farbwahl – alles falsch“, poltert der Baumeister, fordert „eine Bausatzung“ für das Viertel.

Gentrifizierung in Frankfurt

Dagegen wirke die Rekonstruktion des Gebäudes Kaiserstraße 48/Weserstraße, das lange ungenutzt und halb zerstört dastand, vorbildhaft. An der Ecke sind 40 „Eigentumswohnungen für Eigennutzer und Kapitalanleger“ mit dem Versprechen auf „gehobene Nachbarschaft mit inspirierender Kulturszene“ verkauft worden.

„Über das Förderprogramm lässt sich nicht Einfluss nehmen, welche Art von Wohnungen gebaut werden“, konstatiert Mark Gellert im Planungsdezernat. Zuschüsse seien allein an die Bedingung geknüpft, „dass es dauerhaft Wohnungen bleiben“. Das Bahnhofsviertel sollte ja gerade aufgewertet werden: „Luxus ist bis zu einem gewissen Grad erwünscht.“ Allerdings müsse „die Mischung stimmen“. Und deshalb werde die Stadt, wenn 2013 über die Verlängerung entschieden wird, „die Kriterien überprüfen“.
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boy_ffm · 22. Dezember 2012

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Henry224 · 22. Dezember 2012

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Guest · 22. Dezember 2012

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boy_ffm · 22. Dezember 2012

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scapies 11 · 22. Dezember 2012

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Aladin6 · 22. Dezember 2012

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