Selbstregulierung des Prostitutionsmarktes möglich / Eingriff erforderlich ?

Hallo,

auf Grund des Beitrages des Users „Another Pint“-im Thread Dissoziale Wirtschafter- und den Kritiken von RHW, an uns als HB, sowie der geplanten Novellierung des Prostitutionsschutzgesetzes, ist es – nach meiner Auffassung- an der Zeit, die mikroökonomischen Umstände am Markt zu analysieren.

Ziel und Zweck dieses Threads, sind anhand der Fragestellung in der Überschrift, deutlich erkennbar.

Um einen kurzen ruditären Einblick in die Thematik der Ökonomie zu erhalten, ist es sinnvoll, das ordnungspolitische Wirtschaftssystem der BRD kurz vorzustellen.

I.

In der BRD herrschen im eigentlichen Sinne (vereinfacht ausgedrückt) ein kapitalistischen Marktsystem. Grundgedanke des Kapitalismus sind der Liberalismus-Definition nach Adam Smith- sowie das damit verbundene „Laissez-faire“.

Historisch gesehen, sollte diese Wirtschaftsordnung im 19. Jh. viele Wirtschaftskrisen herbeigeführt haben. Rückwirkend gesehen kann man sagen, dass dieses Prinzip mittelbar an der Machtergreifung der Nationalsozialisten, mindestens einen indirekten Einfluss hatte.

Nach dem 2. Weltkrieg, hat man sich daher mit einem Wandel in der Ordnungspolitik befasst. Hierbei flossen unter anderem Überlegungen der sogenannten „Freiburger Schule“
mit in die Konstruktion, eines neuen ordnungspolitischen Systems mit ein. Die Soziale Marktwirtschaft sollte fort an, dass neue ordnungspolitische System in der BRD darstellen.

Stark primitiv beschrieben, stellt die Soziale Marktwirtschaft ein kapitalistisches System dar, in der es eine minimalistische Marktregulierung geben soll. Es wird also von der Annahme ausgegangen, dass der Markt sich nicht von selbst regulieren kann.

In den meisten Nationen, gibt es zum momentanen Zeitpunkt, keinen reinen Kapitalismus-im Sinne der Definition des Liberalismus von Adam Smith.

Eine Ausnahme hierbei stellt die USA dar. Jedoch gibt es hier seit der Bankenkrise im Jahr 2008, auch starke Zweifel an der sogenannten „selbst Regulierung des Marktes“.

Im folgenden Artikel wird dies Folgen sehr gut beschrieben.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...-pleite-das-unzaehmbare-monster-a-786013.html

II.

Auch der Markt im Prostitutionsgewerbe unterliegt den „Gesetzen“ des freien Marktes-wie jeder andere Markt auch- und wird somit durch seine Akteure beeinflusst.

In einem anderen Thread, hatte RHW die Beteiligen in diesem Markt schon genannt. Im BHV sind dies i.d.R.

-HB
-DL
-Wirtschafter / Security
- oder die Security als extra Posten ( ich meine zum Beispiel, dass der „Leierkasten“ dies so gesplittet hat)

Wobei hier strenggenommen jemals ein Teilmarkt vorhanden ist. Diese sind:

- Geschäftsbeziehung zwischen HB und DL
- Geschäftsbeziehung DL und Haus(vertreten durch Berechtige Person)

D.h. im Prinzip, dass man den Geschäftsmarkt nochmals in eine Mikroökonomie eine gesamten Makroökonomie aufteilen kann.

Dieser Markt hat- wie RHW ebenfalls schon anderswo geschrieben hatte- jahrelang nach dem gleichen System funktioniert- also nach den Grundsätzen der freien Marktregulierung- wie es z.B. im US. Bankenmarkt der Fall gewesen ist.

Nun kam jedoch auf diesen Markt zu verschiedenen Veränderungen-ausgelöst durch externe Einflüsse.

Diese Marktveränderungen sollten vor allem die Geschäftsbeziehung zwischen dem HB und der DL betreffen. Allerdings sind die eben genannten Teilmarktbereiche sehr stark miteinander verbunden, so dass auch Veränderungen zwischen der Geschäftsbeziehung der DL und des Betreibers, stattgefunden haben.

Es kam zu einer Osterweiterung der EU, mit einen daraus resultierenden Zuwachs an DLs, aus den neuen Mitgliedsländern.

Widerum resultierend, folge hieraus eine Deflation im Prostitutionsmarkt- vor allem in den Laufhäusern, im klassischen „Puff“ und auf dem Straßenstrich.

Auf Grund des überhöhten Angebots, ist ein Überangebot an Dls entstanden. Hieraus resultierte schlussendlich ein Käufermarkt.

III.

Nach der im Absatz I genannten Definition, unterliegt das Verhalten am Markt dem Prinzip der Angebot und Nachfrage- wie im jeden anderen Markt auch.

Jedoch kann dieses Instrument prinzipiell auch ein Machtinstrument für eine Marktpartei darstellen. I.d.R. greift der Markt vor allem bei einem Machtmissbrauch Seitens eines Verkäufermarktes ein. Um einen stabilen Markt zu gewährleisten, hat der Gesetzgeber die Institution des Bundeskartellamtes in das Wirtschaftssystem integriert-welches wiederum nach den Vorgaben des Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen agiert.

Hinzu kommen die Veränderungen im sozialen Gefüge der BRD. Dies bedeutet z.B. bezogen auf das BHV, dass sich das bürgerliche Milieu immer mehr aus sozialen Brennpunkten zurückzieht- indirektes Zitat von Latinalover.

Aber auch eine Zunahme der Merkmale des Egoismusses, sind in dieser Zeitepoche erkennbar.

Der von mir oft zitierte Artikel der Frankfurter Rundschau- schon öfters von mir zitiert- belegt die oben genannte Feststellung.

http://www.fr-online.de/panorama/prostitution-die-angst-laeuft-immer-mit,1472782,30177468.html

Bei aller Solidarität als HB, sei die Nachfrage erlaubt, ob so ein verantwortungsvoller Marktteilnehmer agieren sollte?

Allgemein ist auch eine Zunahme an Forderungen von sogenannten AO Forderungen entstanden. Viele der Frauen sehen sich genötigt, diesen Wünschen nachzugehen, um am Markt überleben zu können.

Ein Zitat aus dem Spiegel-Printausgabe- lies mich für einen Augenblick meine ablehnende Haltung gegenüber dem Kondomverbot überdenken. Gerne möchte ich die Aussage einer rumänischen DL aus München zitieren.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-132909484.html

Wenn man eine ist-Analyse der Situation auf dem Markt macht, könnte man sich als HB schon Fragen, ob die " Selbstregulierung des Marktes" nicht versagt hat?

IV

IV

Another_Pint ist auf die Rolle des HB am Marktes , in dem bereits genannten Thread , sehr gut eingegangen. Selbstverständlich hat dieser eine lebenswichtige Funktion für den Markt- dennoch agiert dieser in mancher Hinsicht unklug.

Der Staat hat schon viele Märkte reguliert. Sei es bei Diskotheken und Gaststätten, dem Sicherheitsgewerbe, dem Bankensektor, den Immobiliensekor usw- ein weiteres Beispiel für staatliche Regulierung, ist die Einführung des Mindestlohns.

Allgemein halte ich den HB nicht für „asozial“-bin ja selbst einer- dennoch wäre es an der Zeit, dass sich dieser Verantwortungsbewusst verhält.

Wir haben hier den ehemaligen Kollegen V-Power scharf kritisiert-es sei zurecht gewesen- weil er sich gegenüber Frauen manchmal abfällig geäußert hatte. Aber eine Beleidigungen gegenüber Frauen muss nicht verbal erfolgen, sie kann auch durch eine Handlung verfolgen-sei es 20 Euro für AO Leistungen.

Ob sich der Prostitutionsmarkt selbst regulieren kann, vermag ich hier nicht einzuschätzen. Sollte der Staat dennoch in den Markt eingreifen, wäre ich zu „schonungsloser“ Selbstkritik bereit.

 

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