Titten-Telenovela

Dieses Thema im Forum "Dies und Das aus dem Rotlichtviertel" wurde erstellt von Amicus vaginae, 21. September 2006.

  1. von Amicus vaginae
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    Push das Körbchen

    Eine Telenovela um Brustvergrößerung erregt Kolumbien

    VON WOLFGANG KUNATH


    Nie hatte eine TV-Serie in Kolumbien so viele Zuschauer: In der Telenovela Ohne Titten gibt's kein Paradies (Sin Tetas No Hay Paraiso) geht es um junge Frauen, die sich den Busen vergrößern lassen, um den Drogen-Bossen zu gefallen - ein heftig debattiertes Thema, das weit über die Halb- oder Unterwelt hinausgeht.

    Die Geschichte von Catalina wird jeden Wochentag um 22 Uhr ein Stückchen weiter erzählt und erreicht die bislang höchsten Einschaltquoten in der Geschichte des kolumbianischen Fernsehens. Der Autor der Serie, der Starjournalist Gustavo Bolívar, bekannte, er sei bei den Recherchen zu seinem Buch, auf dem die Serie fußt, manchmal "kurz davor gewesen loszuheulen". Die Novela von Catalina, die anschaffen geht, um eine Brustvergrößerung bezahlen zu können, und die davon träumt, sich mit einem Maxi-Busen einen steinreichen Drogen-Mafioso an Land zu ziehen, geht den kolumbianischen Fernsehzuschauern genauso ans Gemüt. Sie sind ganz süchtig nach der nächsten Folge - um die Einwände der Kritiker scheren sie sich nicht.

    Wie jede erfolgreiche Telenovela greift auch Ohne Titten… ein brisantes Thema auf und dekliniert es, bis zum Kitsch überpointiert, gefühlig und bewusst provokativ durch. Das beginnt schon mit dem Titel. "Tetas" klingt in Kolumbien zwar nicht ganz so vulgär wie "Titten", aber auch nicht besonders fein - so wie die jungen Leute eben reden. Die skrupellose Agentin, der fiese Drogenboss, die lebenshungrige Mutter, der brave, arbeitsame Freund von Catalina, der Arzt, der ihr als Preis für die Operation an die Wäsche will, bis hin zur Depression, in die Catalina fällt, als sie endlich ihren Riesenbusen hat - all das ist genauso klischeehaft und übertrieben, wie sich das für Telenovelas gehört.

    Die Unerbittlichkeit des Schönheitsideals, die bei Catalina ins Unmoralisch-Klischeehafte verschoben ist, beherrscht freilich auch andere Frauen - die aus den ganz normalen Kreisen. Und die ethische Frage, was man denn für den gesellschaftlichen Aufstieg, für Ansehen und Wohlstand alles zu tun bereit sei, wird in den Schmuddelecken der Gesellschaft vielleicht weniger erörtert als in den bürgerlichen Kreisen, zumal in einem Land, in dem das schmutzige Geld des Drogenhandels auch in den saubersten Geschäften steckt, und in dem sich die finstersten Figuren aus der Unterwelt mit Models und Fernseh-Starlets als Gefährtinnen schmücken. Ohne Titten… greift also gleich zwei Themen auf, die, über die Halb- oder die Unterwelt hinaus, die ganz normale Gesellschaft berühren.

    Hinzu kommt die prahlerische Entfaltung von Reichtum und Üppigkeit. Die traditionelle Oligarchie Kolumbiens scheut davor eher zurück. Es sind die Drogen-Parvenüs, die mit ihren Protz-Palästen oder ihren vergoldeten Geländewagen ebenso angeben wie mit der Körbchengröße ihrer Gespielinnen. Aber auch das lässt sich interpretieren als Reflex auf den Wertewandel, den der globalisierte Konsumismus mit sich bringt.

    Entsprechend heftig sind die Debatten. Der Autor und der Sender Caracol beteuern, ein Stück bittere Realität dramatisiert und quasi erzieherisch aufbereitet zu haben, und viele Kritiker schlossen sich dem an. "Eine Debatte so falsch wie die Brüste der Hauptdarstellerinnen", wettert dagegen die Zeitung El Tiempo. Wie viele Gegner der Serie unterstellt sie, der Sender wolle nichts als Quote machen. Die Novela, so lautet ein anderer Einwand, beute lediglich das Stereotyp vom kolumbianischen Drogenhändler aus. Autor Bolívar hält seinen Kollegen aus dem intellektuellen Milieu vor, sie seien nur neidisch, weil er erst einen Bestseller - das Buch hatte innerhalb eines Jahres vier Auflagen - und dann ein erfolgreiches Drehbuch geschrieben habe.

    Ob die Abbildung von Realität die jugendlichen Zuschauer läutere oder eher zur Nachahmung anstifte, wie realistisch das Böse gezeigt werden dürfe und ob der schieren Darstellung schon ein kritisches Potenzial innewohne - man kennt solche Debatten auch aus Europa. Sie sind allemal interessanter als der konservative Einwand, der natürlich auch bei Ohne Titten… nicht fehlen durfte: Dass die Serie die Ehre der kolumbianischen Frau besudele.

    http://www.forum.com.co/sin_tetas_no_hay_paraiso.htm
    http://www.eskpe.com/secc_eskpe/lib...ARTICULO-WEB-NOTA_INTERIOR_ESKPE-2534083.html
    http://www.lacoctelera.com/lucas0123/post/2005/08/04/sin-tetas-hay-paraiso-
     
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