12.10.04 Mit Kuli statt Kondom Ukrainische Hure bei der Arbeit _ Die Kontakt-Anbahnung mit Prostituierten ist eine heikle Sache – vor allem, wenn sie rein dienstlich erfolgt. Von einer brenzligen Mission berichtet Boris Reitschuster. Um ein Haar wäre alles schief gegangen, und meine hoffnungsvolle Journalisten-Laufbahn hätte in einem billigen Vorstadt-Puff in der Ukraine ein brutales Ende gefunden. Wie alte Hurenböcke Mein Fotograf Igor Gavrilov, ein Rembrandt im Kleinbild-Format, und ich müssen den Eindruck zweier notgeiler alter Hurenböcke gemacht haben: Keine Taxifahrt und keinen Restaurant-Besuch ließen wir vergehen, ohne mehr oder weniger dezent die Fühler auszustrecken, wo wir die Damen des horizontalen Gewerbes finden können – „von Amts wegen", versteht sich, ausgerüstet nur mit Kugelschreiber statt Kondom. Aus taktischen Gründen jedoch durften wir die in Wirklichkeit so hehren Absichten nicht sofort offenbaren: vor Journalisten, die nur Interviews statt anderer Freuden suchen, hätte jeder Mädchenhändler Angst – und jede leichte Dame würde unverzüglich davonlaufen. Nach den Schlagzeilen um Talkmaster Michel Friedmann, der sich mit ukrainischen Prostituierten vergnügt und Kokain genommen haben soll, wollten wir mehr wissen über das Elend und die Probleme hinter den Schlagzeilen: Mädchenhandel und Zwangsprostitution. So machten wir uns auf den Weg nach Ternopol in die Ukraine. Tagelang war die Suche vergeblich. In seiner Verzweiflung pirschte sich Igor schon an alles heran, was mehr als zwei Minuten an einem Fleck stand und weiblich war. Igors Entsetzen war nicht gering, als er nach seiner ersten Frage – „Na, bist Du beruflich hier?“ – entdecken musste, dass die Hübsche lediglich auf ihre beiden männlichen Begleiter wartete. Kampf für Sittsamkeit Wie sich herausstellte, hatte uns das Schicksal einen zynischen Streich gespielt – und just in diesen Tagen hatte die Polizei zum „allukrainischen Kampf gegen Sittenlosigkeit und Prostitution aufgerufen“ – weswegen die Königinnen der Nacht ihrem Geschäft noch diskreter nachgingen als sonst. Zu allem Überfluss hatten die Apparatschiks in Kiew ausgerechnet Ternopol zum Schwerpunkt der sittenstrengen Aktion auserkoren – wegen seines Rufes als Vorposten der käuflichen Liebe. Puff-Dame als Zerberus So waren wir denn auch hellauf begeistert, als endlich ein Taxifahrer Erbarmen zeigte. Er konnte sich unser Elend offenbar nicht länger mit ansehen – und brachte uns in ein diskretes Etablissement in einer Vorstadt, streng bewacht von zwei wandelnden Kalaschnikows und einem grimmigen georgischen Zerberus von Puff-Dame, die beim Anblick zweier so zahlungskräftiger Kunden allerdings sofort ihr schönstes Sonntagslächeln unter ihre zerrupfte Perücke auflegte und ihre Zentner in Wallung brachte: „Jüngelchen, ich habe frische Ware. Nehmt Ihr die Sauna für fünf Dollar? Ich empfehle, macht es Euch gemütlich, gönnt Euch was, im Zimmerchen, für 15 Dollar!“ Bulldogen am Eingang Ganz im Sinne des schlanken Managements wollten wir es billig, und so begaben wir uns in den Schwitzkasten – nur in den Vorraum und züchtig bekleidet. Schweißperlen stiegen uns dennoch auf die Stirn: Beim Warten auf die beiden Damen sahen Igor und ich uns plötzlich tief in die Augen – und hatten beide gleichzeitig ein und denselben Gedanken: Es steht in den Sternen, ob wir hier unversehrt rauskommen. Die beiden Bulldoggen von Wachleuten würden sicher nicht erheitert reagieren, wenn ihnen die Mädels berichten, dass wir ganz und gar nicht der hehren Leibesertüchtigung wegen gekommen waren – sondern um zu schreiben und zu fotografieren. Das Schicksal meinte es gut mit uns, die beiden Mädchen waren offenbar so froh, dass sie ihre 20 Dollar nicht hart am Mann, sondern mit lockerer Plauderei verdienten, dass sie ein Auge zudrückten und den beiden Wauwaus zumindest erst dann reinen Wein einschenkten, als wir über alle Berge waren. Drei Fremdsprachen als „Extra“ Nach diesem ersten Durchbruch lief alles wie geschmiert; wir erlebten die ganze Palette des horizontalen Gewerbes. Als Igor in einem der besten Hotels in Lwiw (Lemberg) den Türsteher überaus diskret fragte, wo anspruchsvolle Geschäftsreisende ein kulturell anspruchsvolles Abendprogramm finden, antwortete der wie aus der Pistole geschossen: „Sie suchen Mädchen? Da sind Sie bei mir genau an der richtigen Stelle.“ Die Taxe für die Edel-Kurtisane liegt bei 150 Dollar die Nacht – zwei Hochschulabschlüsse und drei Fremdsprachen inklusive. Ein Zehntel der Summe nehmen die Straßenprostituierten ein paar hundert Meter weiter. An ihnen hat die Arbeit aber bereits starke Spuren hinterlassen. „Ich habe jedes Mal Höllenangst, wenn ich mich in ein Auto setze“, sagt eine der jungen Frauen, gerade 17 Jahre alt: „Igitt, ich werde nie freiwillig mit einem Mann zusammen sein!“ „Amtsgeschäfte“ im „Office“ Noch ergreifender war nur die Begegnung mit den Schweinestall-Huren in Ternopol: Für fünf Dollar gehen sie in einem abgebrannten Pferch inmitten von Trümmern und gebrauchten Verhüterlis ihrem Geschäft nach – und haben frei nach Asterix nur eine Angst: Dass ihnen in ihrem „Office“, wie sie den Schweinestall nennen, bei den „Amtsgeschäften“ wieder einmal ein Balken vom kaputten Dach ins Gesicht fällt – und auch noch die letzten drei Zähne ausfallen. Was auf den ersten Blick wie eine heitere Betrachtung klingen mag, ist in Wahrheit wohl eher ein Schrei der Seele: Nach ein paar Tagen Arbeit im Milieu ist man eigentlich nur noch am Verzweifeln (siehe Zitate in „Hurenmund“). Und wenn man dennoch lacht, ist das wohl nichts anderes als Selbstschutz – vor Niedergeschlagenheit und Depression. „Man verliert den Glauben an die Menschheit», bringt es Igor auf den Punkt: „Vor allem an ihren männlichen Teil.“ Buchtipp: Mehr Alltagsgeschichten von Boris Reitschuster sind in seinen „Briefen aus einem untergehenden Imperium“ zu lesen (Dietz Verlag, Berlin). Spannende Einblicke hinter die Kreml-Mauern bietet Reitschuster in seinem Buch „Wladimir Putin – Wohin steuert er Russland“. Aus: Fokus-online _______________________________________________ Na, na; in der Regel verdienen Huren in der jeweiligen Gesellschaft, in der sie leben, für die Verhältnisse die ihnen ansonsten zugedacht wären und im Vergleich damit, recht gut. Und jammern, wenn die Polizei (Zeitung) kommt, gehört mit zum Geschäft. Frau kann denen schlecht sagen: Ich verdiene gut, ich komme mit der Arbeit gut zurecht, klasse Job u.s.w ~3 Dann machens lieber auf die Mitleidtour. Kommt besser. Gerd