Ulrich Mattner zeigt seine Fotos des Bahnhofsviertels an ungewöhnlichen Orten

IharaSaikaku · 3. März 2011

FRANKFURTER EIGENHEITEN
Schaufensterbilder

Ulrich Mattner zeigt seine Fotos des Bahnhofsviertels an ungewöhnlichen Orten.

Das kann man hier machen. Wenn man einfach nur rumgeht.“ Ulrich Mattner sagt das, als er ein Bild eines grinsenden schwarzafrikanischen Jungen zeigt, der dem Fotografen zuzwinkert, irgendwo auf der Münchener Straße. Der Fotograf ist Ulrich Mattner. Vor eindreiviertel Jahren zog er ins Bahnhofsviertel, seit sechs Jahren kennt er es. Wenn auch damals erst nur als ein Fragezeichen hinter den Bankentürmen, in denen er Aufträge wahrnahm und Projekte verfolgte.

Nun aber das Bahnhofsviertel als Projekt. „Sein“ Viertel, „sein“ Projekt. „Street Gallery“ nennt sich die Sammlung fotografischer Impressionen aus jenem Viertel, in dem Frankfurt wie praktisch nirgends sonst wirklich Großstadt ist, schick und abseitig, vornehm und grell, richtig mies und richtig berauschend. All das versucht Mattner einzufangen.

Street Gallery
Die Ausstellung des Fotografen Ulrich Mattners mit Bildern aus dem Alltag des Bahnhofsviertels ist bis zum 18. Mai zu sehen, in Schaufenstern und ausgewählten Häusern des Viertels.

Die Standorte sind das Pik Dame (Elbestraße 31), die Kaiserpassage, das Stadtteilbüro an der Moselstraße, Weser 5 (Weserstraße) und das English Theater (Gallusanlage).

Kaufen kann man Abzüge bei Souvenir Frankfurt, Kaiserpassage. Die Preise gehen bis 1400 Euro. Der Erlös kommt der Obdachlosenhilfe Weser 5 zugute. (rut)

Neongewitter im Schnee

Aber das gleich vorweg: Die Auswahl vermag nicht alles zu zeigen, was das Viertel zu bieten hat. So 16 Bilder sind es, viele in Plakatformat oder noch viel größer; das reicht bei weitem nicht für das „Quartier der Kontraste“. Auch wenn die Auswahl sich im besten Sinne sehen lassen kann.

Da ist das unverfälschte Lächeln des kleinen Afrikaners voll der Freude eines jungen Lebens. Da ist die professionell laszive Türrahmenpose mit Netzstrümpfen und Plateau-Pumps einer der Angestellten des Bordells „Crazy Sexy“. Ein genauer, ein sehr genauer Blick verrät, dass sie eine Transsexuelle ist. Da ist der Spaß dreier Fischhändler aus dem Nahen Osten, die in ihrem Laden an der Münchener Straße einen riesigen Aal herumhieven. Da ist die latente Bedrohlichkeit des volltätowierten Aufpassers des „Crazy Sexy“, ein ehemaliger Hells Angel. Da ist die märchenhafte Impression des Neongewitters der Bars und Bordelle bei Schneetreiben. Da sind die entsetzlichen Haufen aus Pappe und Decken, darin Obdachlose, die zu lange schon „die Platte putzen“ und Innenräume nicht mehr ertragen können.

Den Anspruch der Vollständigkeit will Mattner gar nicht erheben: Er habe noch manche Ecke, zu der er wolle, erzählt er am Mittwoch im plüschigen Cabaret Pik Dame, wo er seine „Street Gallery“ eröffnet. Und nach der „Finissage“ am 18. Mai wird er eine zweite Tranche an Bildern ausstellen, bis zum Bahnhofsviertelfest Ende August. Selbst dann wird Mattner immer noch neue Bilder finden.

"Dafür muss man sich nicht schämen"

Und weil er seine bisherigen Bilder alle bei oder nach Streifzügen durch die Straßen fand, hält der Name „Street Gallery“ auch, was er verspricht: Alle Bilder sind offen einsehbar, hängen nicht im Museum, nicht in einer Galerie. Die von der Kommune bestallten Quartiers-Erneuerer brachten Mattner darauf. So hängen seine Bilder nun in Schaukästen der Kaiserpassage, in den Fenstern der Pik Dame, im Treppenhaus des English Theater und im Diakoniezentrum Weser 5.

Genau so will Mattner das, denn er liebt sein Viertel. Mit allen Schwächen. „Es hat sein Flair“, sagt er. „Man muss das wollen, es zulassen.“ Und er versteht nicht, dass manche in Frankfurt das nicht wollen. „Es ist kein Viertel, für das man sich schämen muss.“
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http://www.street-gallery.com

http://www.fr-online.de/frankfurt/schaufensterbilder/-/1472798/7605588/-/index.html

BlueAngel · 3. März 2011

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commodus1 · 3. März 2011

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IharaSaikaku · 4. März 2011

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Ulrich Mattner zeigt seine Fotos des Bahnhofsviertels an ungewöhnlichen Orten

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